Physikfrage

Ehrlich gesagt, ich war in Physik immer eine Lusche. Ein einziges Mal habe ich die Achtung meines Lehrers errungen. In einer Arbeit wurde die Frage gestellt, ob es möglich sei, ein Bi-Metall zu erschaffen, dessen zwei Metalle sich bei Kälte und Hitze genau gleich ausdehnen. Während meine Klassenkameraden sich je nach Temperament durch Tabellen wühlten oder in dumpfes Brüten verfielen, schrieb ich: „Ist doch egal, ob es das gibt. Man könnte nichts damit anfangen“
Das fand er gut, mein Lehrer.
Später dann begann ich mich durchaus für Physik zu interessieren, besonders, weil ich mich für einen Jungen zu interessieren begann, und den gab‘s nur zusammen mit Physik. Und wie das so ist, wenn man jemanden sehr mag – man bemüht sich dann, seine Steckenpferde ebenfalls zu mögen – oder zumindest Verständnis zu heucheln (ihr glaubt doch wohl nicht, daß ich freiwillig dauernd auf Fußballplätzen stehe? Ich mag nur zufällig meine Söhne ziemlich gern…).
Aber anscheinend fehlen mir immer noch die Grundlagen. Hab ich eben festgestellt.
Hat irgendwer von euch mehr Ahnung von Physik als ich?
Ich habe eine Teekanne, die nicht tropft. Eine einzige nur; die anderen tropfen alle. Natürlich gibt es dafür diese hübschen Tropfenfänger, also macht das nicht allzu viel, aber diese eine Teekanne (ein entzückend albern aussehendes, handbemaltes Stück) tropft eben ganz freiwillig und ohne die Hilfe eines Tropfenfängers nicht. Und das liegt, wie ich inzwischen herausgefunden habe, daran, daß in der Tülle unten ein kleiner Einschnitt ist. Man sollte meinen, da läuft beim Eingießen der Tee raus, aber nein, das tut er nicht. Es tropft nur einfach nicht.
Aber wieso?
Ich habe seit gestern mehrere Liter Tee getrunken, nur zu experimentellen Zwecken (und wenn ich noch mehr trinke, muss ich Wassertreten), aber ich habe den Trick nicht herausgefunden.
Irgendwelche Ideen?

82 Gedanken zu “Physikfrage

  1. ein idee? ne! aber eine erkenntnis:
    der mensch ist so geschaffen, dass er sich ärgert über das tropfen und sich wundert über das nicht-tropfen. in beiden fällen, eben wie beim bi-metall, das sich gleichermaßen bei kälte und bei wärme ausdehnt, regt er sich auf!

    Like

      1. Oh, naja… aber wie Pueten eben feststellte, scheint es keine Erklärung dafür zu geben, warum Kannen mit diesem Einschnitt (oder Loch) nicht kleckern. Schade.

        Like

  2. Ich frage mich gerade voller Selbstzweifel geplagt, wo die Tülle zu finden ist, bei einer Teekanne…

    Ich werde wohl nicht helfen können…

    Ich würde höchstens vermuten (aber bitte löschen wenn falsch), dass das ein System nach dem Milchpaketsystem erinnert. Wenn hinten ein Loch, dann tropfts nicht mehr, theoretisch, weil die Luft dann dort ausweichen kann anstatt sich vorne mit der Luft durch den Ausgang quetschen zu müssen.

    okay. lösch mich wieder…

    😳

    Like

    1. ähm, wobei sich die Luft natürlich nicht mit der Luft drängelt sondern mit der Milch bzw. mit dem Tee in Deinem Falle… okay… und
      was ich mit „dass das ein System nach dem Milchpaketsystem erinnert“ sagen wollte, weiß ich auch nimmer…

      ARRRRGH
      BITTE LÖSCHEN!!!

      Like

    2. Na, da wo der Tee rauskommt. Und da ist DRUNTER ein Schlitz. Soll ich das mal fotografieren?
      Bei der Milch ist es klar, wenn Milch aus der Verpackung raus kommt, muss irgendwas anderes rein, also macht man ein Luftloch da hinein. Aber das klärt das Teeproblem nicht, das funktioniert irgendwie anders (denn Luft kommt ja schon genug durch den nicht abschließenden Deckel).

      Like

    1. „So sah auch die schlabberfreie Kannenschnaupe von Erfinder Bruno Boxler aus. Ganz ähnlich funktioniert die Kanne aus den sechziger Jahren, die Strömungstechniker Prof. Peter Wiedemann auf dem Trödel entdeckt hat. Sie hat ein kleines Loch in der Tülle, knapp vor dem Ausguss und tropft auch nicht“

      Aha… jetzt weiß ich, daß meine Kanne wohl aus den 60ern stammt und ich habe das Wort „schlabberfreie Kannenschnauze“ gelernt. Klingt toll, kann ich sicher mal verwenden. Aber letztlich wusste der gute Mensch auch keine Antwort *seufz*

      Like

    1. Nein, das kann es nicht sein. Es ist eine normale, glasierte Teekanne. Es hängt wirklich mit der Form des Ausgießers zusammen UND mit diesem komischen Einschnitt. Nur erschließt sich mir überhaupt nicht, wieso der wichtig sein sollte.

      Like

  3. Ah, das ist die Tülle? Ah!
    Na die Tropfen fangen sich da in der Kuhle und weil eng können sie nicht weiter. Und wenn Du absetzt fließen sie frustriert zurück in die Kanne.

    Like

      1. Tatsächlich, warum auch immer, erscheint mir das gerade logisch. Die Tropfen die tropfen wollen nehmen den direkten Weg, der aber in diesem Falle in die Irre, also in diese Kuhle führt. :>>

        Ich finde, Du solltest Deinen damaligen Schwarm mit dieser wissenschaftlich offenbar noch ungelösten Frage konfrontieren!

        Like

  4. Ist doch egal, warum das so ist. Was nützt es dir? Die Kanne tropft nicht. Was will man mehr?

    😉

    Nee, ich glaube, dass das mit der Oberflächenspannung zusammenhängen könnte. Aber wie genau, weiß ich auch nicht. Frag doch mal die Maus.

    Like

  5. Dazu fällt mir noch ein: Meine Omma schmierte immer etwas Butter unter die Tülle. also nur so ein ganz kleines bisschen, so dass es dort ein wenig fettig war. Das machte sie auch bei Milchkännchen. Es hat funktioniert. Und da Wasser und Fett sich nicht verbinden, hat das Wasser (der Tee, die Milch) überlegt, oberhalb rauszufließen und runter in die Tasse zu fallen anstatt am Rand entlang zu laufen.

    So ungefähr. Denk ich. |-|

    Like

    1. Ja, das mit der Butter funktioniert sicher. Ist aber ein anderes Prinzip. Ich glaube, Der Tee denkt nicht GANZ dasselbe in beiden Fällen, oder?
      Eigentlich hab ich gar nichts gegen kleckernde Kannen (meine Lieblingskanne kleckert fürchterlich!) aber ich wollte es gerne wissen.

      Like

  6. Die Teeteilchen hängen ziemlich dicht zusammen. Sie sind lieber unter sich, als dass sie an der Kanne kleben. Am liebsten mögen sie die Tropfenform – enger geht nicht.
    Wenn sie jetzt bei der ohne Schlitz Tülle einen Tropfen bilden, dann kann der rein oder raus tropfen – meist wegen Ãœbergewicht raus.
    Aber wenn ein Schlitz ist, dann müssten sich einzelne Teeteilchen von der Gruppe trennen, denn ein ganzer Tropfen passt da nicht durch. Das wollen die aber nicht und bleiben bei ihrem Tropfen. So kullern sie wieder zurück in die Kanne.
    Physikalisch heißt das Oberflächenspannung.
    Ausprobieren kannst du folgendes: gib in die Kanne Wasser und einen Tropfen Spüli. Sie wird sofort anfangen zu kleckern.

    Like

    1. Nein, sie kleckert nicht nennenswert. Aber ich glaube, Du bist der Sache ziemlich nahe gekommen. Ich denke inzwischen (nach hundertmal Probieren), wenn man die Kanne gerade hält nach dem Eingießen, fließt logischerweise der Tee zurück, und der eine Tropfen, der IMMER tropft, fließt GLEICHZEITIG (und ich denke, das ist der Trick) an dieser Einkerbung (die eigentlich ein schlitzförmiges Loch ist) vorbei, stellt fest, he, da hinter dem Loch ist noch mehr Tee – und verbindet sich mit dem, statt die Kanne entlang zu siffen.

      Like

    1. Ich finde, das ist Schummel. Der letzte Tropfen tropft zwar nicht, bleibt aber dran hängen – ehrlich, wenn ich das sehen würde, würde es mich nervös machen! Ich würde die ganze Zeit diese blöde Kanne beobachten und warten, ob nicht vielleicht doch…

      Like

  7. Was für eine schlaue Antwort! Ich war in Physik auch immer eine Lusche und hab irgendwann generell aufgehört, im Physikunterricht zu denken.

    „Schlabberfreie Kannenschnauze“ ist ein wunderbares Wort. Schade, dass man das so selten in eine Unterhaltung einfließen lassen kann.

    Eine Antwort mit ähnlichem Effekt habe ich mal in Religion gegeben. Wir sollten als Hausaufgabe im 5. Schuljahr mal ein Bild von Gott malen, wie wir ihn uns vorstellen. Hab‘ ich nicht gemacht. Als mein Lehrer nach den Hausaufgaben fragte habe ich gesagt: „In der Bibel steht: ‚Du sollst dir kein Bildnis machen …'“ :>>

    Like

      1. Fand er gut. Das meinte ich mit ‚ähnlichem Effekt‘. Ich wurde nicht dafür bestraft, dass ich die Hausaufgabe nicht gemacht hatte. Außerdem meinte ich das 100 % ernst. Ich habe immer gern gezeichnet und gemalt und hätte diese Hausaufgabe gern ausgeführt, aber ich war mit 10 noch religiös und glaubte fest daran, dass mein Religionslehrer (wenn auch aus Versehen) uns gebeten hatte, zu sündigen.

        Like

    1. Vor allem scheint es keine wirklich einzig richtige Antwort zu geben. Wenn sich sogar STRÖMUNGSTECHNIKER damit beschäftigen – und am Schluss sagen, tut mir leid, ich weiß es nicht…

      Like

  8. Nun, schon viele Antworten dabei. Oberflächenspannung des Wasser ist es aber nicht, sondern Pütens Link zum WDR mit der Strömungsrichtung. Die Tülle sollte der Flüssigkeit (dem Tee) ermöglichen, sich von der Oberfläche der Kanne zu trennen. Dass wird durch die besondere Form der Tülle erreicht.

    Like

    1. Das ist bei der Teekanne in dem Link von Wendy so. Meine Teekanne hat keine gebogene Tülle, sondern nur dieses Loch in der Tülle. Ohne das Loch – ich hab es probiert – kleckert sie wie die meisten Teekannen. Ich denke – und das hab ich auch der Lehrerin schon gesagt – es hängt damit zusammen, daß der Tropfen zurück fließt, an dem Loch vorbei und zu dem anderen Tee IN die Kanne. Ich hab mir das jetzt so oft angesehen und es ausprobiert. Das scheint es zu sein. Aber es gibt sicher viele Teekannen, die das auf andere Weise hinbekommen.

      Like

      1. nein, das ist ein anderer Effekt.

        Probier’s mal aus. Nimm ein Wasserglas. Fülle Wasser ein. Die Ränder der Wasseroberfläche am Glas gehen nach oben.

        Dann fette die Glasinnenseite ein. Der Wasserrand geht dannnach unten.

        Und dann das Glas in den Spüler tun 😉

        Like

      2. Wow! Was du alles weißt…

        Ich glaube, dass es auch an der Art des Einschüttens liegt. Gießt man mit Schwung, kleckert es weniger als wenn man langsam und vorsichtig gießt.

        Like

      3. Echt? Selbst nicht, wenn du gaaaanz langsam gießt?
        Mir ist gestern beim Blumengießen auf aufgefallen, dass Blumengießkannen in der Regel auch nicht tropfen. Meine jedenfalls nicht. Sie hat aber ein ganz langes Ausgießrohr. So ungefähr:

        Aber ich weiß einfach nicht, warum das so ist.

        Für Teekannen wäre das sicher keine Lösung, der Tee würde auf dem langen Weg durch den Ausgießer bestimmt zu sehr abkühlen.

        Like

      4. Ist es vielleicht so, dass die Tülle aus Porzellan zu dick ist und darum ein Ausgussloch und eine Tüllenrille braucht?
        Ich glaube, wenn die Tülle stärker nach innen abgeschrägt wäre, würde sie nicht tropfen.
        Sie würde schneller zerdeppern.
        Ich kann mich an eine Zeit erinnern da gab es Tüllenaufsätze aus Plastik, oh Wunder, die Kanne tropfte nicht mehr doch die Tülle, weil sie sich zu sehr durch Wärme erweitete,landete manchmal in der Tasse.
        Großes Malheur, nicht nur ein Tropfen landete wo man ihn nicht haben wollte, sonder Tischdecke und Kleidung waren dahin.

        Like

  9. Das Tropft halt nicht mehr, sondern rinnt in ganz kleinen Minieinheiten aussen runter. Das wird eben durch diesen Schlitz erzeugt. Und weil die so klein sind, verdunsten sie durch die Wärme der Kanne bevor sie am Kannenboden, bzw. Tisch ankommen würden. Schau mal vorne nach, da sind bestimmt die Teespuren noch zu sehen…..nur eben keine Feuchtigkeit mehr.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar